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Bromelien

Gewächshäuser - Haus G

Im Bromelienhaus fühlt man sich in die von Nebelschwaden durchzogene Kronenschicht der tropischen Bergwälder von Mittel- und Südamerika versetzt. Die dicht bewachsenen Epiphytenstämme sind wenigstens teilweise eine recht naturnahe Nachbildung bromelienbewachsener Baumäste tropischer Regionen. Trichter bildende Arten von Bromeliengewächsen sind vorwiegend in den feuchteren Regionen zu Hause, sukkulente Arten in Gebieten mit Trockenzeiten. Mit ihrer Blattrosette fangen die Trichterbromelien Regenwasser und Nährstoffe auf und nehmen beides mit Hilfe von Saugschuppen an der Blattoberfläche auf. Die Wurzeln dienen lediglich der Verankerung auf der Unterlage.

Die Familie der Bromeliaceen umfaßt ca. 50 Gattungen mit über 2600 Arten (Stand 1995), von denen viele erst in neuester Zeit entdeckt und beschrieben worden sind. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom südöstlichen Nordamerika über Mittelamerika und den karibischen Raum bis ins südliche Südamerika. In den Tropen kommen Bromeliengewächse vom Tiefland bis in Höhen von über 4000 m (in den Anden) vor. Spezielle Anpassungen erlaubten ihnen die Besiedelung unterschiedlichster Lebensräume. Bromeliengewächse sind im tropischen Regenwald, in Nebelwäldern, in den Kiefern- und Eichenwälder Mexikos, in Savannen, Dornwäldern, Halbwüsten, auf den Hochgebirgsfluren der Anden und in den fast pflanzenleeren Küstenwüsten Perus zu finden.

Die Bromeliengewächse sind ausdauernde („perennierende„) Pflanzen, meist Rosettenpflanzen mit oder ohne Stamm. Die Mehrzahl wächst ohne Kontakt zum Erdboden epiphytisch, d. h. als "Aufsitzer" auf anderen Pflanzen, besonders auf Bäumen in den tropischen Wäldern Amerikas.
Die größten Pflanzen dieser Lebensform, einige Alcantarea und Vriesea-Arten, kommen auch auf nackten Granitfelsen, zum Beispiel auf Bergen wie dem Zuckerhut in Rio de Janeiro vor. Ihre Blattrosetten können bis über 15 Liter Wasser auffangen, und ihre Wurzeln dienen lediglich der Verankerung. Die Aufzucht vom Samenkorn oder Ableger zur blühenden Pflanze dauert etwa 15-20 Jahre. Auf einem nachgebauten Epiphytenstamm werden epiphytische Bromeliengewächs in derselben räumlichen Anordnung gezeigt, wie sie in epiphytenreichen Wäldern Brasilien beobachtet wurden..

Andere Bromeliengewächse wurzeln aber auch im Boden, z. B. jene der Gattung Pitcairnia mit zum Teil fast grasartigen Blättern. Einige kommen an Steilhängen und an Felsen vor. Auch sukkulente Bromeliengewächse mehrere entwicklungsgeschichtlich ursprünglicher Gattungen wie Hechtia, Dyckia und Puya nehmen Wasser und Nährstoffe über die Wurzeln auf und kommen in trockenen Gegenden Mexikos bzw. Südamerikas vor.

Einige epiphytische Tillandsia-Arten speichern Wasser im Innern des Pflanzenkörpers, nachdem sie es mit Hilfe der Saugschuppen direkt aus Nebel und Tau aufgenommen haben. Mehrere Arten können sich sogar auf nackten Felsen oder auf Telefondrähten und Stromleitungen ansiedeln. Unsere tillandsienbewachsenen Telefondrähte im Gewächshaus zeigen wohl deutlicher als jeder Epiphytenstamm, das es sich bei diesen Pflanzen nicht um Schmarotzer handelt. Die langen Bärte der Bartflechtenähnlichen Tillandsia usneoides, die fälschlich auch "Spanisches Moos" oder "Louisiana-Moos" genannt werden, lassen kaum mehr vermuten, das es sich um Verwandte der Ananas (Ananas comosus), der einzigen Weltwirtschaftspflanze der Familie der Bromeliengewächse handelt. Die unscheinbaren, grünlichen Blüten sind gelegentlich an den Triebspitzen zu beobachten. Unsere größten „Bärte“ sind über 30 Jahre alt.

Auf einem großen Kandelaberkaktus sind einige in der Natur auf Kakteen und Dornsträuchern vorkommende Tillandsia-Arten untergebracht. Die Tillandsia-Arten der peruanischen Küsten-Nebelwüste und Bromeliengewächse der brasilianischen Trockenwälder (Catinga) sind auf eigenen, kleinen Flächen auf der trockenen Seite des Hauses dargestellt. Auch die andine Gattung Puya ist dort vertreten, doch reicht der Platz für die sehr groß werdenden Rosetten vieler Arten dieser Gattung nicht aus.

In einer Vitrine auf der Galerie werden klein bleibende Tillandsien und weitere Gattungen gezeigt. Insgesamt sind etwa 40 Gattungen von Bromeliengewächsen mit rund 700 Arten im Bromelienhaus vertreten. Auch andere Pflanzen, die zusammen mit Bromelien vorkommen, sind hier zu finden, darunter einige Araceen, epiphytische Cactaceen (besonders Rhipsalis) sowie ein Doppelgänger der Trichterbromelien, die trichterbildende Commelinacee Cochliostema odoratissimum.

B. Leuenberger

Rundgang durch die Gewächshäuser...